Dienstag, 28. Januar 2025, Tagesbericht: Theo
Fast immer folgt unsere Wandergruppe dem Motto: «Mir gönd bi jedem Wetter!» Darum kommt es vor, dass die eine und andere Wanderung ihren ganz eigenen «Charme» entwickelt. So auch heute.
Am Morgen stehen wir am Bahnhof, ohne grosse Worte. Nach der gestrigen Schütte regnet es jetzt nur noch sanft. In Gossau steigen wir in die Appenzeller Bahn um. Auch hier regnet es sanft. In Jakobsbad huschen wir durchs Schneegestöber in die Talstation der Kronbergbahn. Als einzige Gäste in der Seilbahnkabine führt uns eine charmante Appenzellerin in die Höhe. Verwundert erkundigt sie sich, wohin wir wollen. In der Tiefe erblicken wir eine Gämse, die nach etwas Gras sucht. Auch in der Bergstation auf 1660 m. ü. M. sind wir die Einzigen neben dem Personal. Mit Kafi und Nussgipfel stärken wir unsere Tatkraft.
Draussen bläst und schneit es tüchtig. Vom imposanten Blick zum Säntis, mit dem sich der
Kronberg rühmt, ist nichts zu sehen. Um viertel vor elf Uhr gibt es keine Ausrede mehr. Jeder
zieht an, was der Rucksack her gibt: Kappe, Halstuch, Regenhose, Gamaschen,
Schneekrallen, Handschuhe, sogar vereinzelt eine Sonnenbrille, was aber überflüssig wäre.
Wir stapfen los Richtung Osten, der Wind zieht von Westen, zum Glück also im Rücken. Wer
eine Kapuze hat, ist froh darum.
Mit grossen Schritten legt Hans Jahn für uns eine Spur durch den 40 cm hohen Neuschnee, entlang der mit Stangen markierten Route. Um Mittag erreichen wir das winterfest verschlossene Restaurant Scheidegg. Nun schwenken wir gegen Norden und schreiten steiler talwärts. Hier liegt weniger Schnee, dafür wird er nasser. Um viertel nach eins schütteln wir die Kleider in der Talstation ab (870 m. ü. M.) und
geniessen eine währschafte Stärkung. Das Wetter beruhigt sich.
Die Schlussetappe führt über flache Wiesen entlang des Golfplatzes nach Gontenbad. Auf diesem Wegstück war die Wandergruppe Gut vor etwa 10 Jahren schon einmal unterwegs, bei ihrem Projekt «Quer dur d’Schwiiz» von Ost nach West. Heute allerdings «saften» die Schuhe durch Schneematsch und Wasser. Nach unserem Tagesmarsch werden wir acht Wander-Burschen im Hotel Bad Gonten freundlich begrüsst: Sönd willkomm! Es zeigt sich, dass Kafi-Luz auch im Appenzellerland kein unbekanntes Getränk ist.
Am Bahnhof wagt sich sogar die Sonne hervor und taucht die verzuckerten Berghänge in
strahlendes Abendlicht. Hans sagt ganz treffend: «Hüt isch es richtig schön gsi!» Herzlichen
Dank an Fredi für diesen einzigartigen Wandertag, den wir nicht so rasch vergessen werden.