2. März Muri – Hitzkirch – Muri

 Uncategorized  Kommentare deaktiviert für 2. März Muri – Hitzkirch – Muri
März 042021
 

Tagesbericht: Max Müller

Wanderung Muri – Horben – Hitzkirch – Hämikerberg – (Geltwil) Muri

Heute ist wohl ein ganz spezieller Tag. Warum? Das alles wird sich im angeführten Bericht entschlüsseln lassen.

(Meteorologischer) Frühlingsbeginn / Chalandamarz (1. März): Nur um einen Tag verschoben, erwacht auch in der Gruppe Gut der Aufbruch zu neuem Taten. Das Engadiner Frühlingsfest Chalandamarz wird durch die Jugend (Knaben mit Treicheln / Jugendliche mit Geisseln / Mädchen mit Gesang) begangen. Der akkustische Rahmen zeigt den Aufbruch von geweckten Geistern, die das Zukünftige suchen wollen.

Unser Wanderbeginn deckt sich mit der Freigabe zu Gruppenanlässen bis 15 Personen. Die Coronabeschränkungsmassnahmen durch den Bund haben bis jetzt unsere Wanderpläne durchkreuzt und verhindert. Heute haben sich 11 Wanderer / 3 Wanderinnen und ein „dingfest verleinter Hund“, der vom Hundehalter zu stricken Verhaltensregeln gebändigt wird, zur Frühlingstour eingefunden.

Spezielle Annehmlichkeiten durften wir heute erfahren durch:

  • Den Wettermacher Petrus – dieser Frühlingstag könnte nicht schöner sein; schon die morgentliche Sonne lässt die Temperaturen stetig ansteigen (in Zürich um 6.30 h = -3°C !) und erreicht am Nachmittag angenehme (gefühlte) 15°C.
  • „Güx“ / Insiderbegriff für Hansruedi Wettstein – durch seine Kniebeschwerden verhinderter Wanderakteur: er hat sich als guten Zwerg / Geist des Lindenbergs (aber mit beeindruckender Statur) als Feuerentfacher, Grillvorbereiter, Apéroausschenker, Picknickmanager etc., ausgezeichnet und uns vor aufkommenden Hungergefühlen bewahren können. Sein Wurstsortiment wurde allen Ansprüchen gerecht. Café und Kuchen (von Eveline) haben uns vom versteckten Entwicklungspotenzial der Wandergruppe Gut voll überzeugen lassen. Herzlichen Dank.

Der 1. Wandertag im 2021 hat uns mit unserer Welt versöhnen können, die durch Beschränkungen (Coronamassnahmen durch den Bund) langsam zu kippen drohte. Das Frühlingserwachen als Naturerscheinung beeindruckte uns in ihrer dynamischen Erscheinung. In den Vorgärten blühten die Schnee- und Märzenglöggli, Krokusse und auch die Winterlinge – in den grünenden Hängen und Wiesen konnte der Chlorophyll – Effekt seine Wirkung entfalten. In tiefliegenden Mulden verflüchtigten sich die morgentlichen Restnebenfelder und darüber enthüllte sich das prächtige Alpenpanorama.

Unsere Wanderung startete beim Besammlungspunkt Bahnhof Muri (466 m.ü.M.). Gut bekleidet durchquerten wir das Dorf – beim Kloster Muri machten wir den ersten Zwischenhalt und liessen uns vom Innenraum der reich befrachteten Kirche beeindrucken. Die Benedektinerabtei wurde im Jahr 1027 gegründet und 1841 im Zuge der politischen Umwälzungen vom Kanton Aargau aufgelöst. Die Mönche zogen mehrheitlich nach Gries bei Bozen (It), wo sie 1845 eine neue Abtei gründeten.

Dann führte uns der Weg durch den landwirtschaftlichen Ortskern in die Weite der umliegenden Agrarflächen. Der Anstieg zum Lindenberg konnten wir auf einem trockenen, gut angelegten Wegnetz finden. Es diente auch den Landwirten, die das schöne Wetter als Gelegenheit zum Ausbringen ihrer Winterjauche benutzten. Die Geschmacksimmissionen hielten sich aber in Grenzen, da das neue System die Jaucheverteilung mit Schläuchen direkt ins Agrarland abzuleiten vermag.

Je höher wir uns dem Lindenberggrat näherten (höchster Punkt der Tageswanderung = 861 m.ü.M.), je mehr von den Tenueerleichterungen gebrauch gemacht wurde. Die Waldpartien im Kammbereich zeigten aber auch, dass die Temperaturen eher frostig wurden und die Waldwege z.T. immer noch mit Schnee bedeckt waren. So kamen wir, trotz unserer Wandertätigkeit, nicht „ins Schwitzen“.

Nach 2 Stunden Wanderung erreichten wir eine Waldhütte, hinter dieser verdächtiger Rauch sich ausbreitete. Als wir zum gedeckten Unterstand vorstiessen, fanden wir das „fleissige Zwerglein Güx“ in voller Aktion:

Die Glut wurde vorbereitet, die Hasel – Grillspiesse gespitzt und die Weissweinflachen standen schon bereit zum Anstossen. Verschiedene Wurstarten lagen zur Auswahl bereit, um sie übers Feuer zu halten oder auf dem vorhandenen Rost zu verteilen. Schon bald sah die von uns benutzte Feuerstelle einem Pfadilager ähnlich – die Gesichter verrieten, dass der Cervelat, die Bratwurst und Co. allen anderen Auswahlprodukten von Fleischarten vorgezogen worden wäre. Café und Kuchen rundeten den „Mittagstisch“ ab.

Diverse Gespräche liessen uns beinahe vergessen, dass die Grillstelle neben einem schneebedeckten Wegstück im Wald lag und dieses Kälte abstrahlte. Der Drang nach Wärme und Sonnenbestrahlung wurde aber bemerkt; damit wurde uns der Abschied vom Ort etwas erleichtert. Herzlichen Dank an unseren Bewirtschafter Hansruedi Wettstein genannt „Güx“, der die Mittagsrast bis ins letzte Detail plante und von uns sicher auch „einige Sterne“ als Bewertung seiner Leistung mitnehmen kann. Leider fällt er als Teilnehmer der nächsten Wandergruppentouren aus, da sein Knie im April eine Operation (Ersatz) bedarf. Wir wünschen ihm dazu alles Gute und gutes Gelingen! Wir hoffen im Herbst auf eine baldige Rückkehr in die Gruppe Gut – aber ohne überbordende Leistungsziele!

Die Wanderungsfortsetzung ab Mittag bringt uns auf die Sonnenseite der Hügelkette. Es warten verschiedene Burgen, Burgruinen und Schlossanlagen auf unsere „Einnahme“. Das Gebiet Horben (818 m.ü.M.) ist eine Alpgemeinschaft mit 50 ha Acker- und Weideland sowie 3 ha Waldfläche, die von einer Kooperation bewirtschaftet wird. Die Gebäudegruppe umfasst einen Schlosspark mit Kapelle, ein Restaurant, Rossstallungen und im Winter eine Langlaufspur, sowie weitere Bauten, die dem Betrieb dienen. Grosse Parkplatzflächen deuten auf den regen Ausflugsstandort hin.

Der Ausblick von hier lädt uns zum Verweilen ein; die klare Sicht auf die Alpenkette vom Säntis über die Urner-, Berner- und Walliseralpen bis zur Jurakette, ist beeindruckend. Der Baldeggersee liegt zu unseren Füssen. Trotzdem haben wir noch andere Ziele auf dem Tagesprogramm und wir ziehen weiter auf dem Weg nach Hitzkirch und sehen schon bald die Burgruine Nünegg bei Lieli LU vor uns. Sie wurde 2016 fertig renoviert. Im Mittelalter lösten sich hier verschiedene Besitzer ab, teilweise unter der Schirmherrschaft der Habsburger. Bekannt sind die angebauten Landwirtschaftsprodukte Hafer und Urdinkel, sowie die Beerenzucht.

Beim Weiterzug bemerkten wir, dass auch andere Wandergruppen Wegserkundigungen wahr nahmen und das Frühlingserwachen offenbar auch auf andere übergegriffen hat. Auf dem Weg nach Hitzkirch hatten wir den Herrschersitz Heidegg ins Visier genommen; das total renovierte Gebäude beherbergt heute ein Museum – es war aber noch nicht zugänglich (Corona). Durch die Gestaltung der Schlossgartenanlage mit Buchsstauden – Beeteinfassungen sowie den diversen Rosenzüchtungen konnten die feudalen Seiten der Besitzer erahnt werden. Erwähnt wurde das Gebäude erstmals um 1185 und wurde zum „Spielball“ zwischen den Mächten der Lenzburger / Kyburger / Habsburger. 1998 wurde der Schlosskomplex renoviert und gehört heute dem Kanton Luzern. Nach einer kurzen Ruhepause begingen wir den Restweg zur Bushaltestelle in Hitzkirch, wo wir im Dorfkern wieder Klostergebäudlichkeiten mit Kirchenbau und Kapelle begegneten.

Der Bus fuhr uns von hier zur Bergkrete (Hämikerberg) – ein Gebiet, das wir auch schon durchschweiften; es gehört zum Freiamt. Nach dem Sempacherkrieg 1386, der in diesem Gebiet ausgetragen wurde, ist 1402 mit Österreich ein Friedenabkommen beschlossen wurden – dadurch fühlten sich die Eidgenossen benachteiligt. Der Sonderbund- / Villmergenkrieg war die Folge im unruhigen Gebiete dieser Region.

Mit der Heimwanderung über die Nordostflanke des Lindenbergs (nach Muri) haben wir ein unvergesslicher Wandertag abschliessen lassen. Herzlichen Dank Fredi – es war wiederum eine sorgfältig aufgebaute Tour mit unvergesslichen Höhenpunkten und Eindrücken.

Karte Muri-Horben-Hitzkirch

Karte: Hämikerberg – Muri

Bilder: Irene, Richard