18. Mai Balsthal/Thalbrücke – Hägendorf
Tagesbericht: Max
Die „Aprilwetterphase“ will nicht enden; trotzdem trafen sich 14 Wanderfreund*innen (3 Frauen, 11 Männer) und 2 Hunde im Hauptbahnhof Zürich in der Hoffnung, dass (wie beinahe ein Anspruch darauf bestünde!) unsere Wandertage immer mit gutem Wetter begleitet würden. Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber wir erlebten einmal in allen Ausprägungen die Launen der Natur – insbesondere in der 1. Hälfte der Tour. Aus den Zugsfenstern (vor Oensingen) bestaunten wir die Farbenpracht eines eindrücklichen Regenbogens – beim Umsteigen in den Regionalzug nach Balsthal wurden die Auswirkungen aus diesem Phänomen schon leicht spürbar und am Ankunftsort reichte es knapp zum nahegelegenen Restaurant – dann wurden die Himmelsschleusen geöffnet. Die vorgesehene Pause für Café und Gipfeli unter „Sonnenschirmen“ dauerte dann etwas länger…
Wir hatten Zeit um die Einkleidungsvarianten auszudenken: „Vollmontur“ – weil es intensiv regnete, unter Berücksichtigung des bevorstehenden, steilen Aufstiegs (verträgt aber nicht so viele Schichten), Wanderstöcke – weil nasse Wege glitschig sind, Pelerinen / Schirme – damit Rucksäcke abgedeckt sind, und und…. Die Evaluation der richtigen „Bekleidung“ war nicht einfach. Vorwiegend wurde mit Vollmontur begonnen und weil der Regen etwas nachliess, konnten die ersten (Mehrfach-)Hüllen entfernt werden. Doch Freude! – die Sonne zeigte sich in kurzen Momenten und es wurde warm – eine weitere Schicht verschwand im Rucksack! Inzwischen hatten wir auf dem Wanderweg die majestätisch auf einen Felsenausläufer gebaute Burg alt Frankenstein (markant über dem Taleingang) passiert und konnten die Häuser und Fabriken von Thalbrücke (Bahnstation) von oben betrachteten.
Nach den ersten 300 Höhenmetern erreichten wir eine Aussichtspattform (Chluser Roggen auf senkrechtem Felsvorsprung), die uns den Blick nach Norden (Balsthal) und Süden (Oensingen) freigab. Im Jura weiss man, dass die Aufstiege erst auf Grathöhe enden – nächstes Ziel also Roggenflue (995 müm). Das forderte uns nicht nur vom Aufstieg – in der Anpassungen an die Witterung wurden wir zu verschiedenen Tenuewechseln gezwungen. Der höchste Punkt belohnte uns mit Sonnenschein und recht guten Sichtverhältnissen im Bereich bis gut 2000 m Höhe (darüber Bewölkung). Auf der Panoramatafel fanden wir den Üetliberg eingetragen, aber auch alle Bergketten bis in die welsche Schweiz. Ein hohes Wolkenband verhinderte aber den erhabenen Aussichtsgenuss der 3 – 4000ender Berge. Die kurze Pause mit Imbiss aus dem Rucksack musste aber schon bald abgebrochen werden, denn eine schwarze Regenfront bildete sich über dem westlichen Jura, die schnell vorankam – Wind und Kälte mit sich führend. Auf dem Roggenkamm (Gratfortsetzung) durchquerten wir ein längeres Waldgebiet, das keine grösseren Geländeunterschiede aufwies. Unter zarten, lindengrünen Laubbäumen, die uns einen gewissen Schutz vor der vorbeiziehenden Wetterfront gab, wanderten wir weiter. Die Waldlichtungen vermehrten sich nun zunehmend – sie führten uns an schönen Blumenwiesen mit vorwiegend an den gelbleuchtenden Löwenzahnblüten vorbei. Auch da ist die Vegetation im Verhältnis zur Jahreszeit etwas zurückgeblieben.
Ein weiteres Mal hat Fredi einen Pausenhalt vorgeschlagen, als die Sonnen sich wiederum zeigte. Auf einem recht trockenen Baumstamm absitzen zu können, war ein Geschenk für die einen – die anderen breiteten sich auf den gegenwärtig nicht gebrauchten Windjacken aus, um nicht auf dem stark durchnässten Boden ruhen zu müssen. Der baldige Aufbruch fiel uns nicht schwer, da ein kalter „Schneeluft“ uns vertrieb. Wir passierten eine grosse Burgruine (Alt Bechburg), die etwa vor 1000 Jahren erbaut wurde und 1713 durch Feuer zerstört wurde – angeregt von der Stattlichkeit der Burg, sinnierten einige über das damalige Leben. Kann man sich in die damaligen Gegebenheiten wirklich so versetzen, dass sie den vergangenen Situationen gerecht werden?
Der Abstieg vom Kammweg entsprach wiederum in der Neigung ungefähr dem morgentlichen Aufstieg – mit vielen Treppenstufen. Das unten anschliessende Wiesengelände beanspruchte unsere ganze Aufmerksamkeit: In einer Kuhweide, mit einem Elektrozaum begrenzt, wurde der „Wanderweg“ offen gehalten (ca. 1.00 m breit, das abfallende Wegstück war rutschig, wie eine Eisfläche. Die ursprüngliche Grasnarbe präsentierte sich als aufgeweichte Humusfläche. So tanzten nun die ü-60-jährigen den Pfad hinunter, als ob sie keine Bewegungsgrenzen kennen würden. Riccardo konnte sich leider nicht mehr halten – und so hat er die Wanderung mit einer braunen Rückenfarbe beenden müssen.
In die vorgesehene Wanderroute konnte noch eine Zusatzschlaufe eingebaut werden, da die Zeit dazu zur Verfügung stand. Fredi hat es den Teilnehmern freigestellt und so hat sich eine kleinere Gruppe für den ursprünglich vorgesehenen Weg entschieden – die grössere Gruppe für den Höchi Flue – Grat. Dieser bot nochmals eine Aussichtsterrasse an, die den Rundblick in das 180° Panorama der Berge freigab.

Die Gruppen trafen sich dann zum letzten Stück der Wanderung wieder, um die Teufelsschlucht nach dem Zielort Hägendorf gemeinsam zu durchqueren. Wir stiegen zum Talgrund hinunter und trafen eine wildromantische Schluchtlandschaft mit vielen Tobelbachlaufbrücken und schönen Wegen, Stegen, Höhlen, Wasserfällen und Seitenbacheinläufen an. Eine Augenweide für Naturliebhaber. Zuunterst mündete der Bach in einen keinen See, der die Öffnung aus dem Tal anzeigte.
In Hägendorf konnten wir den Ausklang des Tages auf der Terrasse eines Cafés nochmals verschönern, wo wir unseren Durst löschen und uns an den Spezialitäten der Bäckerei genüsslich verköstigen konnten. Der Nachmittag hat uns auch noch mit herrlichem Sonnenschein beglückt, sodass uns der Abschluss trotz harzigem Beginn in guter Erinnerung bleiben wird. Fredi – ein bereichernder Tag hat mit deiner optimalen Regie alles erst möglich gemacht – dafür wieder einmal unser grosser Dank an dich.