26. Oktober Fribourg – Düdingen
Durch die Zähringerstadt Freiburg über Brücken zur Einsiedelei St. Magdalena, entlang des Schiffenensees nach Düdingen
Bericht: Theo
Heute scheint es, dass der goldene Herbst ein wenig Pause machen will, aber das kümmert uns nicht. Vier charmante Frauen und zwölf nicht mehr ganz junge Wanderburschen besteigen den Schnellzug nach Fribourg. Kaum dort angekommen, verziehen sich die Wolken. Fredi steuert klaren Schrittes zum Café Le Centre. Mit einem zusätzlichen Motivationsschub im Magen blasen wir um 9:30 Uhr zum Abmarsch. Bald stehen wir an der ersten Sehenswürdigkeit, dem Jo Siffert-Brunnen. Jean Tinguely hat dieses Kunstwerk geschaffen zum Gedenken an den vor 50 Jahren verunfallten, beliebten Rennfahrer.
Über eine Mauer blicken wir auf das Trassee der Standseilbahn Funiculaire. Sie wird (oder wurde) mit dem Gewicht von Abwasser betrieben. Über die Terrasse Rue Malmaison geniessen wir den Blick auf die intakte Altstadt. Fribourg wurde 1157 gegründet, zählt heute etwa 40 000 Einwohner, die zu drei Vierteln französisch sprechen. Der Besuch der Kathedrale St. Nikolaus beeindruckt uns sehr. Sie gehört zu den Kulturgütern ersten Ranges, auch mit den einzigartigen Glasmalereien. Das gotische Bauwerk wurde ab 1283 in Etappen errichtet.
Durch die Altstadt „treppeln“ wir zur Saane hinunter, vorbei am historischen Brunnen Fontaine de la Samaritaine über die alte Holzbrücke. Darauf verlief früher die Verbindung zwischen Bern und der Westschweiz. Fribourg gilt als die Stadt der 15 Brücken, welche die Saane überspannen. Wir wechseln wieder über eine Hängebrücke an linke Ufer. Weiter geht es zur Poyabrücke. Diese moderne Schrägseilkonstruktion ist ein elegantes Wahrzeichen, über 800 Meter lang, 2014 eingeweiht. Unterwegs beachten wir eine alte Telefonkabine, die zur Bring- und Hol-Bibliothek umgewandelt wurde.
Bald gelangen wir zum Grandfey-Viadukt. Es gehört zu den grössten Brücken der Schweiz. Hier überquert die Bahn seit 1862 die Sprachgrenze, also den „Röstigraben“ zwischen Romandie und der deutschsprachigen Schweiz. Zur spannenden Geschichte dieser pionierhaften Stahl-Fachwerk-Baute gehört auch, dass sie 1927 zur heutigen Betonbrücke umgebaut und verstärkt wurde. Auf der Fussgänger-Ebene unterhalb der Geleise, mitten über dem See, überrascht uns Fredi mit einer besonderen Ehrung: Die liebe Annelies wandert seit 2015 mit und ist heute als erste der Frauen auf ihrer 100. Wanderung mit dabei. Aus seinem Rucksack zaubert Fredi ein paar Flaschen Villette. So stossen wir an diesem würdigen Ort auf das Wohl der munteren Wander-Kollegin an.

Schon bald erblicken wir am Gestade der aufgestauten Saane ein idyllisches Plätzchen für das Mittags-Picknick, mittlerweile an der Sonne und unter blauem Himmel. Die heutige Wanderung besteht fast mehrheitlich aus Zwischenhalten. Aber schliesslich packt Fredi den Rucksack wieder zusammen – ein untrügliches Zeichen, dass es weitergeht, nicht ohne Totenbeinli von Monika. Wir erreichen die Magdalena-Einsiedelei. Hier haben Einsiedler vor über 300 Jahren verschiedene Räume in den Sandstein gegraben. Dabei kamen wellenartig geformte Sandstrukturen zum Vorschein. Diese zeugen davon, dass in Fribourg vor über 20 Millionen Jahren ein Meer vorhanden war.
Unser Weg führt weiter vorbei an stattlichen Bauernhöfen, mit Blick auf den Schiffenensee. Die Bäume leuchten in herbstlichen Farben. Ein Klang-Weg mit manchen Stationen regt zu allerlei Scherzen an. An einer handgetriebenen Musik-Box diskutieren wir, ob man mit einer App für Vogelstimmen den Schlagersänger bestimmen kann („Mein Herz tschäderet only für Dich!“ Zitat frei nach Fredi). Weiter aufgemuntert von Schoggistängeli, die uns Irene mitgebracht hat, erreichen wir etwa um halb vier Uhr Düdingen, wo die Vordersten zielgerichtet die Terrasse des Gasthauses Ochsen ansteuern. Hier bestellt jeder sein Elixier für Leib und Seele. Um halb sechs fährt unser Zug Richtung Bern, weiter mit dem Intercity nach Hause.
Den meisten von uns ist Fribourg leider zu wenig bekannt. Mit der heutigen Wanderung hat uns Fredi diese sympathische und beeindruckende Gegend ein gutes Stück näher gebracht. Herzlichen Dank!
(Angaben nach Fribourg Tourisme et Région, 1700 Fribourg)