Tagesbericht: Roman
Wanderung vom Suhrental ins Wynental, von Schöftland nach Beinwil am See
Der Aargauer Aussichtsweg, so wird er in einem Touristenflyer beschrieben, ist ein Teil des Höhenweges aargauSüd. Diese Beschriftung “aargauSüd“ begleitet und führt uns praktisch ausnahmslose auf unserer heutigen Wanderung. Denkt man an Höhenwanderungen, so stellen wir uns die Alpen oder den Jura vor. Aber weit gefehlt! Es wird prophezeit, dass der Aussichts- oder Höhenweg aargauSüd einen speziellen Reiz habe und man zu Aussichtspunken gelange, von denen man das ganze Alpenpanorama sehen könne. Am Abend werden wir abrechnen und sehen, ob diese Voraussage stimmt.
Ausgangspunkt unseres Vorhabens ist der Bahnhof Schöftland, tief im Kanton Aargau gelegen. Eine muntere Schar von 14 Wanderlustigen, vierzehn Frauen und Männer, mit viel Vorfreude auf den strahlenden Wandertag, ziehen nun – selbstverständlich immer unter kundiger Leitung von Fredi – los, direkt ins nächste Café. Es haben sich übrigens mehrere „Stammgäste“ sprich Kollegen, die sonst immer dabei sind, entschuldigt, u.a. haben zwei Herren feststellen müssen, dass sie Corona positiv sind. Gute Besserung wünschen wir ihnen an dieser Stelle.
Der obligate Morgencafé sei uns gegönnt; denn es ist etwas frisch an diesem ersten Märztag. Etwas bieder präsentiert sich die Bäckerei-Konditorei mitten in Schöftland. Auch der gewohnte Duft aus der Backstube fehlt. Es stellt sich heraus, dass es nur eine Filiale ist und dort selber nicht gebacken wird. Aber umso herzlicher werden wir dann bedient und bald kann’s losgehen. 17,7 km Distanz, insgesamt 682 m aufwärts und 618 m abwärts!
Kaum gestartet weist ein Schild den Weg zum Abstecher „Felsenklause“. Es ist ein ehemaliger Sandsteinbruch. Zahlreiche Tiere und Sprüche wurden im Lauf der Jahre in den Stein gehauen. Einzelne Darstellungen erinneren uns fast ein wenig ans Luzerner Löwendenkmal.
Nun geht’s in Richtung Böölerpass. Dieser verbindet das Suhrental mit dem Wynental. In weiter Ferne sind die noch tief verschneiten Berge zu sehen. An vielen stattliche Bauernhöfe wandern wir vorbei. Am Hof, der Hohliebi heisst, liegt ein grosser Findling am Wegesrand. Er ist nicht vom Luzerner- oder Entlebucher Gletscher, wie einer etwas ketzerisch feststellt, nein, er ist vom Reussgletscher hierher transportiert worden.
Immer sind auch einige Tiere zu entdecken, insbesondere solche, die aus Holz geschnitzt wurde, beispielsweise ein furchteinflössender Bär.
Weiter wandern wir durch Wald und Flur, südostwärts auf dem Höhenweg, rechts im Moment das Ruedertal, links das Wynental. Wer denkt, im Mittelland sei alles flach, kommt hier ins Staunen, ein sehr hügeliges Gebiet ist es.

Ein sogenanntes Bienenhotel ist am Wegrand auch zu entdecken, etwas Einmaliges in dieser Dimension. Unser mitwanderndes NVVB-Vorstandsmitglied stellt begeistert fest, dass das auch ein künftiges Projekt für Birmensdorf wäre.
Während der Wanderung begegnen wir auch vereinzelt anderen Gruppen. Ein kurzer Schwatz, eine Aufmunterung oder ein Spruch gehören selbstverständlich dazu. Generell wird festgestellt, dass es eine Bereicherung sei, gemeinsam wandern zu können, die Welt zu entdecken und Gedanken auszutauschen. Diese Feststellung können wir nur bestätigen. Ja, sicher sehr bereichernd und trägt zu einer guten Lebensqualität bei.
Nach bald dreistündiger Wanderung zweigen wir ab, ins Wynental runter nach Gontenschwil. Ja, etwas hungrig sind wir geworden und glücklicherweise stehen wir schon bald vor dem währschaften Landgasthof Löwen.
“Guet ond gnueg“ essen wir dort in gemütlicher Runde. Fredi hat wie immer reserviert und so ist das Restaurant vorbereitet und folglich gibt’s kein langes Warten. Auch ein edler Tropfen trägt zur aufgeräumten Stimmung bei.
Gestärkt und zufrieden nehmen wir am Nachmittag den Aufstieg Richtung Homberg in Angriff. Dieser Hügelzug wird auch liebevoll Rigi des Aargaus genannt. Die 280 Höhenmeter sind nach dieser mittäglichen Stärkung problemlos zu bewältigen. Auf dem Homberg angekommen lohnt sich tatsächlich ein kurzer Abstecher zum Turm Hochwacht. Bei diesem schönen Wetter haben wir von diesem alten Turm aus Beton eine grandiose Aussicht über Hallwiler- und Baldeggersee. Der Blick reicht weiter Richtung Albis und in die Ferne bis zum Säntis und dann westwärts über die Zentralschweizer Berge bis zu den Berner Alpen. Eine traumhafte Weitsicht! Es versteht sich von selbst, dass Fredi wieder jede einzelne Erhebung kennt und bezeichnen kann.
Den letzten Part nehmen wieder unter die Füsse. Es geht jetzt stetig abwärts bis nach Beinwil am See. Dort wird nochmals eingekehrt und zwar in einer ganz ähnlichen Lokalität wie in Schöftland.
Mit fast sechs Stunden in den Beinen fahren wir mit der Überzeugung Richtung Birmensdorf, etwas “Grosses“ geleistet zu haben und eine schöne Ecke unserer Umgebung entdeckt zu haben, ganz nach dem Motto:
“Was willst du in die Ferne schweifen, doch das Gute liegt so nah.“
Die eingangs erwähnte touristische Werbung hat sich vollends bewahrheitet.
2. März 22 Roman Bieri