Bericht: Max
Die um diese Jahreszeit ideale Wanderroute durch die Rebberge auf der Nordwestseite des Bielersees hat 19 begeisterte Wanderer, davon 4 Frauen und einen mitgeführten Hund, zum Mitmachen motiviert. Das Hoch, das den ganzen März andauerte, soll sich abbauen – der heutige Übergangstag verspricht noch eine Föhnlage inkl. mitgeführtem Saharastaub, welcher vermutlich die Sicht in die Berneralpen beeinträchtigen wird.
Im HB Zürich besteigen wir denn IC, der uns direkt, in gut einer Stunde, zum Wanderungs – Ausgangspunkt Biel bringt. Schleierwolken beeinträchtigen während der Fahrt den Sonnenschein – am Zielort können wir aber schon bei wolkenlosem Himmel den Weg durch das Städtchen Nidau geniessen. Hier kommen wir zum Kanal der Aare, der als künstlicher Auslauf des Bielersees erstellt wurde. Im Hafenbecken lädt uns das Café zu unserer Starteinkehr ein; Fredi erfüllt damit unsere Bedürfnisse mit Bravur.
Nach kurzer Pause wandern wir durch die Hafenebene des flachen, ehemaligen Expogeländes, um zum Einstieg auf den Jura – Höhenweg zu gelangen. Treppenstufen lassen uns das Kalksteinwegstück erklimmen, das im abschüssigen Waldstück zu den offenen Rebhängen über dem See führt. Hier eröffnet sich die Aussicht auf den Bielersee und den Jura, jedoch nicht in den Berner Alpenraum, der uns verwehrt bleibt (Dunst).
Die Rebberge sind noch nicht in die jahreszeitlich bedingten, belebten Naturprozesse eingebunden – der Rebenschnitt ist aber abgeschlossen. Beim Durchwandern der Weinberglandschaft fällt uns auf, dass viele Innovationen neueren Datums erfolgt sind. Den Hinweistafeln können wir entnehmen, dass eine Rebland – Zusammenlegung in den Jahren 2003 bis 2019 erfolgt ist. Damit verbunden ist die mechanische Bewirtschaftung der Hänge mit rationellen Methoden. Wir finden da Wasserbesprayungs-Vorrichtungen (mit Rohrverteilungssystem), Transportschienen, die die Erntebehälter direkt zu den Verarbeitungsräumen führen, Terrainanpassungen zur Optimierung der mühsamen Rebenbewirtschaftung im steilen Gelände (horizontale Terrassenebenen) inkl. Stützmauern-Sanierungen. Neue Trockensteinmauern werden unter Berücksichtigung der statischen Anforderungen, von Heimatschutz – Fachkräften mitgestaltet. Alle ökonomischen Prozesse sollen unter wissenschaftlicher Leitung erfolgen.

An den Wegparzellen sind diverse Hinweistafeln angebracht, die über die ganze Tätigkeit der Weinbauern orientieren soll. Damit soll auch die schonende Bewirtschaftung in der Schädlingsbekämpfung ihren Ausdruck finden, da die Bodenbelastungen über den Grenzwerten liegen. Das ganze Weinbaugebiet soll auch gegen Schädlinge resistentere Traubenstockneupflanzungen erhalten. Wir finden auf dem Weg einige brachliegende Parzellen, die schon jetzt eine Ersatzpflanzung benötigen. Im Weiteren werden die Namen der Weinbausorten festgehalten inkl. genaueren Angaben über den damit verbundenen Arbeitsaufwand und Ernteerfolg. Das ganze Umfeld soll so in die naturwissenschaftlichen Studien einbezogen werden können. So können die Forschungsgelder für das Neukonzept der technischen Anbaumethoden beansprucht werden. Ob sie auch den lebensnahen Vorgängen in der Pflanze dienen oder eher dem wirtschaftlichen Erfolg, das wird sich weisen müssen.
Mit Blick in die Landschaft lassen sich die unverkennbaren Harmonien der Formengliederungen erkennen. Das ist wohl einzigartig und „belebt“ die noch vorhandenen Gestaltungselemente des Dorfbildes. Das zeigt sich auch, wenn wir auf dem Weg die Dorf- und Weilerngrenzen durchschreiten. Ein Reichtum an schönen Strukturen begegnet uns in „Hülle und Fülle“ und entlockt uns ein Staunen. Die Proportionen und Kleingliedrigkeit der Gebäudeanordnung beeindruckt durch visuelles Empfinden. Die Dachformen harmonieren mit den Lukarnen und Holzwerkkonstruktionen, die Fenstereinfassungen mit Fassadenelementen, Strassenbeläge entsprechen den Materialien der Umgebung….
Um die Mittagszeit verliessen wir den Höhenweg um in Twann auf einen eben beschriebenen Dorfkern zu treffen. Im „Alten Schweizer“ fanden wir die von Fredi (treffend zum Erlebten) eine Gaststätte zum weiterempfehlen – ein Bijou mit einer kulinarischen Küche vom Besten. Freundlich wurden wir empfangen, mit reservierten und gedeckten Tischen im Obergeschoss. Das gut besuchte Lokal offerierte uns zwei Menues, wobei das Fischgericht aus dem Bielersee die meisten ansprechen konnte. Nach Suppe und Salat konnte die Pause zum Hauptgang mit angeregten Gesprächen überbrückt werden. Das Fischgericht erfüllte unsere Ansprüche „bei Weitem“ – und konnte noch vom feinen, einheimischen Weisswein unterstrichen werden. Mit dem abschliessenden Café wurden wir nochmals überrascht: Es wurde uns ein Zechenpreis vorgelegt, der uns als sehr preiswert erschien.
Zur Nachmittagswanderung nach La Neuveville stiegen wir am Dorfbach zum Höhenweg hoch – die terrassierten Rebberge erschienen uns als Bauwerke der gewachsenen Entwicklung. Im Hintergrund, d.h. oberhalb der Weinberge erhob sich die Bergkette des Juras. Die bewaldeten Felsbänder erschienen uns noch meist kahl, doch werden vereinzelte, begrünte Baumkronen in den Waldbeständen sichtbar. An den Waldrändern waren die weissblütigen Gewächse schon sehr zahlreich (Schwarzdorn / Kirsche). Der anschliessende Wanderwegsbereich erfreute uns mit einer intensiven Blütentracht in zahlreichen Frühlingsfarben.
Im historischen Städtchen La Neuveville endete unser Ausflug ins „Bernbiet“, wo wir uns den Abschlusstrunk nicht vorenthalten konnten. Mit dem IC wurden wir auf direktem Weg nach dem HB Zürich gefahren. Es war wiederum ein Höhepunkt in unserer Wandersaison – „es stimmte wiederum alles zusammen“. Fredi: Es besticht nicht nur deine Organisation, sondern auch deine Routenwahl! Wie schon so viele Male -herzlichen Dank.
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