Mittwoch 25. Oktober — 23. Etappe Werthenstein – Geiss – Willisau — Tagesbericht: Roman
Die geplante Wanderung ins Luzernische von Mittwoch, den 22. Oktober 22, führt von Werthenstein nach Willisau und ist ein Teil des Jakobsweges. Nach dem kurzen obligaten Kaffee-Zwischenhalt in Luzern erreichen wir, das heisst die fünfzehn Teilnehmenden, schon bald unseren Ausgangspunkt, das Dorf Werthenstein im Wahlkeis Entlebuch.
Die imposante Klosteranlage auf dem Hügel ist auf drei Seiten von der Kleinen Emme umgeben. Wir überqueren den Fluss über eine historische, gedeckte Holzbrücke aus dem Jahre 1784, die gleichzeitig auch die Grenze zwischen den Gemeinden Werthenstein und Ruswil bildet.
Der Schreibende ist übrigens in der Gegend aufgewachsen, hat vor bald fünfzig Jahren hier geheiratet. So freut es ihn sehr, dass die Wandergruppe sich nun mal in seine heimatlichen Gefilde begeben hat.
Nun, kaum haben wir die Brücke verlassen, führt uns ein steiler Weg zur Klosteranlage, links flankiert von einem hohen Felsen, rechts fällt’s runter zur schäumenden Kleinen Emme. Auf halbem Wege steht am Wegesrand das sogennannte Gnadenbrünneli. Dieser Ort ist wichtig für den Wallfahrtsort. Wie die Überlieferung sagt, sind hier um 1500 einem armen, frommen Goldwäscher eines Nachts Engel erschienen. Gottesfürchtig hängte er am Ort der Erscheinung ein Marienbild auf und betete fortan immer dort. Dieses Ereignis sprach sich herum und schon bald gab es Pilgerströme nach Werthenstein. Im 16. Jahrundert wurde deshalb eine grössere Kirche, eine Klosteranlage und der markante Zwiebelturm gebaut. Im 17. und anfangs 18. Jahrhundert pilgerten – so wird berichtet – jeweils mehrere Zehntausend Pilger nach Werthenstein. Das Gnadenbild, die Pietà in der Kirche, bildete jeweils das Zentrum der Wallfahrt. Zunächst betreuten die Franziskaner das Kloster, zu Beginn des 19. Jahrhundert wurde es aufgehoben. Um 1906 übernahm die Missionsgesellschaft Hl. Familie die Anlage. Mangels Nachwuchs zogen sich die Missionare, die vor allem in Madagaskar gewirkt hatten, im Jahre 2016 nach Nuolen zurück. Seither ist es etwas ruhig geworden. Die Kirche dient nach wie vor als Pfarrkirche der katholische Kirchgemeinde Werthenstein.
Unsere eigentliche Wanderung führt uns nun nordwärts zum Bielbach und anschliessend etwas aufwärts über ausgedehnte Felder und Wiesen. Ein Blick in die Runde zeigt uns im Osten das Dorf Ruswil (genannt Rusmu!) und im Süden die fast vollständige Pilatuskette.
Bald erreichen wir den Weiler Buholz, wo im Mittelalter das Landgericht tagte. Vor allem aber fällt hier der herrschaftliche Sitz der Familie Amryhn auf, umgeben von vielen landwirtschaftlichen Gebäuden. Weiter geht’s zum sogenannten Galgenberg, der damaligen Richtstätte. Hier öffnet sich auch ein Blick auf den idyllisch gelegenen Soppensee, ein Naturgebiet, das sich heute noch im Privatbesitz der Luzerner Patrizierfamilie Pfyffer befindet.
Über einen sanften Abhang gelangen wir ins Bauerndorf Geiss. So war es mindestens bis anhin. Im Moment ist eine grosse Bautätigkeit im Gang und das Bild des Dorfes verändert sich zusehends. Der prächtige Gasthof Ochsen präsentiert sich in seiner vollen Geranienpracht. Auch fallen die Jalousien in den Luzerner Farben Weiss-Blau auf. Von der Wirtin werden wir herzlich empfangen und im separaten Stübli auch fürstlich bedient. Rundum eine grosse Zufriedenheit!
Gestärkt geht’s weiter im Luzerner Hinterland über Weiden und Ackerland mit grossen und gepflegten landwirtschaftlichen Siedlungen. Ein sanfter Hügel reiht sich an den andern. Und mehrmals taucht von Hans die Frage auf: „Ist das immer noch Luzern oder schon bald Aargau?“ Tatsächlich, die fast 17 km, die vorgesehen sind, ziehen sich dahin. Das Wetter hält sich aber erstaunlich gut. Schon bald sticht uns die Ostergauer Weiherlandschaft ins Auge, eine Moorlandschaft, die nach Angaben der Hinweistafeln ein Lebensraum für eine reiche Flora und Fauna ist. Unser Tagesziel, das Städtchen Willisau, ist in Sicht. Zunächst heisst es, die Industriezone hinter sich zu lassen, um dann das Städchen zu erreichen. Zu erwähnen sind die neuen, riesigen Bauten der Logistikfirma “brack.ch“.
Wir suchen einen Aussichtspunkt oberhalb des Städtchens. Vor allem beherrscht im historischen Städtchen Willisau, dem Hauptort des Wahlkreises Willisau, die Pfarrkirche St. Peter und Paul in dominanter Lage das Stadtbild. Bekannt ist das Städtchen durch das Jazzfestival und durch den Christkindlimärt. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die feinen Willisauer Ringli, die man in den vielen Bäckereien im Städtchen kaufen kann. Vom Aussichtspunkt kommend gelangen wir zur Kirche. Sie gilt in ihren Ausmassen als die grösste auf der Luzerner Landschaft. Neu renoviert erstrahlt sie im Inneren in hellem Glanz.
Zu guter Letzt kehren wir wohlverdient im Städtchen in ein Gasthaus ein und genehmigen uns, wie kann es anders sein, unter anderem ein Kafi Luz.
Eine wunderschöne Wanderung, wie immer sehr gut vorbereitet von unserem Wanderleiter Fredi, geht zu Ende. Müde, aber mit einer grossen inneren Zufriedenheit, bringt uns der ÖV wieder nach Hause.