10. August / Rigi Chlösterli – Hinterbergen
Bericht: Roman
“Raus aus dem Alltag, rein ins Erlebnisreich Rigi, geniessen, ganz einfach. Mit der Bahn hinauf und die atemberaubende Aus- und Weitsicht auf der Rigi erleben!“ So wird für die Rigi in einem der vielen aufliegenden Prospekte in der Talstation der Rigibahn geworben. Und diese Vorstellungen haben wir 17 Wanderfreudigen selbstverständlich verinnerlicht und im Wissen, dass die Wetterprognose für den Dienstag nur die Superlative, nämlich “sehr schön“ kennt, geht’s voller Optimismus von Arth-Goldau mit dem Rigibähnchen aufwärts nach Rigi Klösterli.

Nach der langen Schlechtwetterperiode ist es an der grossen Zahl Reisender unschwer festzustellen, dass wir wohl nicht die einzigen sind, die diese glorreiche Idee gehabt haben, die Königin der Berge zu besteigen. Fredi, unser erfahrener Wanderleiter, erklärt uns, nachdem wir ausgestiegen sind, dass nur ein Umweg es möglich macht, den obligaten Morgenkaffee mit Gipfeli zu bekommen. Tatsächlich, nach einem kurzen Aufstieg werden wir auf der Sonnenterrasse der Heiri-Alpwirtschaft erwartet und schon bald sind alle bedient und mit dem prompten Service der beiden Damen mehr als zufrieden.
Gestärkt heisst es die Rucksäcke und Stöcke fassen und auf geht’s Richtung Rigi-Kulm. 500 m Höhendifferenz sind zu überwinden. Keine schroffen Felswände, nein, aber stetig geht’s aufwärts. Und wenn wir eingangs von einem angenehmen Umweg zur Heirihütte berichtet haben, so ist der nächste Umweg – was bei Fredi mit seinen grossen Kenntnissen der Normalfall ist – weit weniger angenehm. Unsere Route wird etwas länger und selbstverständlich auch etwas steiler als üblich. Bei der Zingelalp verlassen wir nämlich den offiziellen Wanderweg und umwandern Rigi Kulm auf der östlichen Seite mit einem wunderbaren Blick in Richtung Lauerzersee, Zugersee und Rossberg.
Wie niedlich diese Flanke am Rossberg, die wir vor einigen Wochen bestiegen haben, von unserer Warte aussieht und wie es aber in der Tat eine echte Herausforderung von 1000 Metern Höhendifferenz war, ist kaum nachvollziehbar. Ein sehr steiler, fast grenzwärtiger letzter Aufstieg bringt uns dann auf die Spitze der Rigi, nach Rigi Kulm. Dank des speziellen Efforts dürfen wir nun sicher umso stolzer sein.
Auf dieser Aussichtsplattform sind wir ganz und gar nicht alleine. Viele, ja sehr viele Reisefreudige sind hier oben und geniessen die Weit- und Fernsicht. Ein grosser Teil unseres Alpenkranzes ist zu bestaunen, vom Säntis bis in die Berner Alpen, dann in der näheren Umgebung die ganze Innerschweiz, vom Entlebuch bis ins Zugerländli. Fantastisch! Das lässt mein Luzerner Herz schon etwas höher schlagen!
Gesättigt von den Eindrücken steigen wir runter in Richtung Rigi First. Dort ist zwar kein Aufenthalt vorgesehen. Die Situation, dass zwei unserer Kollegen, die für den Abstieg teilweise die Bahn benutzt haben und noch nicht eingetroffen sind, zwingt uns, einen Apéro zu genehmigen. So einen kühlen Weissen in den leeren Magen, das hat eine bezaubernde Wirkung. Wie unbeschwert lässt sich’s jetzt wandern und der Alltag ist tatsächlich weit weit weg.
Bald heisst es Säcke ergreifen und weiter geht’s, etwas auf und ab auf der westliche Flanke der Rigi und immer den Vierwaldstättersee zu unseren Füssen. Am Fusse des Dossens wird dann ausgiebig verpflegt. Der folgende Weg, der etwas steinig und gegen Ende unserer Wanderung sehr steil ist, führt uns schlussendlich zum Restaurant Hintereggen. Kurz vor dem Erreichen des Zieles gibt’s noch, je nach Grad der Betroffenheit, eine kleinere oder grössere Aufregung. Hansens Hund hat’s erwischt und zwar ist er etwas zu nahe an einen Elektrozaun geraten. Und wie ein Rakete ist er förmlich losgeschossen und im nahen Wald verschwunden. Nach geraumer Zeit taucht er glücklicherweise wieder auf. Hans und sein treuer Begleiter sind sichtlich erleichtert.
Zur Leistung unserer Wanderung: 27’000 Schritte, Strecke 14,22 km, 700 m aufwärts und 967 m abwärts. Wahrlich grossartig an diesem herrlichen Sommertag!
Ein kleines Luftseilbähnchen führt uns dann nach Vitznau hinunter.
Um 16.49 Uhr soll’s per Schiff Richtung Luzern weitergehen. Das Dampfschiff Unterwalden, notabene ein älteres Semester, erbaut im Jahre 1902, keucht rechtzeitig und in leichter Schieflage daher. Aber was müssen wir da feststellen? Überfüllt, wirklich fast alle Plätze sind besetzt. Knapp schaffen wir es, das Schiff doch noch zu besteigen. In Weggis wird schon gar nicht mehr halt gemacht. Im altehrwürdigen Salon, dort auf den letzten Plätzen genehmigen wir uns das verdiente Grosse, lassen uns von der gewaltigen Menge der Reisenden nicht stören und lassen das Erlebte Revue passieren. Auf der Zugfahrt Richtung Birmensdorf wird’s dann erstaunlich ruhig in der Gruppe. Etwas schlapp und müde geht’s heimwärts, aber allesamt mit der festen Überzeugung, einen wunderbaren Tag – u. a. dank Fredis vorbildlicher Führung – erlebt zu haben.
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