Dienstag 4. Juni –von Brülisau zum Ruhsitz-Fähnerenspitz hinunter nach Appenzell. Tagesbericht: Theo
„Noch em Räge schint Sunne …!“ Wer kennt nicht das berühmte Lied, gesungen vom Jodel-Duo
Marthely Mumentaler und Vrenely Pfyl? Heute wollen wir im Appenzellerland erkunden, ob sich
nach dem vielen Regen tatsächlich die Sonne zeigt. Unser Zug fährt in Oerlikon aus dem Tunnel, und
es ist kaum zu glauben, die Sonne scheint. In Gossau steigen wir in die Appenzeller Bahn um, die uns
über Urnäsch und Gonten nach Weissbad bringt. Dort steht das Postauto nach Brülisau bereit.
An der Talstation geht es aber nicht mit der Luftseilbahn auf den Hohen Kasten, sondern Fredi bläst
direkt zum Abmarsch, ohne Startkaffee, „weil uns sonst die Zeit etwas davonläuft“. Nach zügigem
Aufstieg von etwa 350 Metern werden wir im Berggasthaus Ruhsitz willkommen geheissen. Auf der
Terrasse blinzeln wir in die Sonne und haben nun den Kafi, begleitet von feinem Apfelkuchen, schon
ein wenig verdient.
Die Wolken und die grosse Feuchtigkeit lassen sich nicht so leicht verdunsten. Abwechselnd bergauf
und –ab ziehen wir auf erstaunlich gut begehbaren Wegen weiter und kommen zum nebelverhangenen „Forstseeli“. Das inspiriert unseren Naturfreund Hans, auswendig Eduard Mörike
zu zitieren:
„Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt, …“.
Der andere Hans, unser pensionierter Geometer, entdeckt hingegen im See draussen einen weissen
Stein, der die Kantonsgrenze markiert. Wer wohl diesen Grenzstein dort im Wasser einmal gesetzt
hat?
Durch den frischen Wald steigen wir zum Resspass auf und über einen etwas felsigen Grat. Hier blüht
sogar die Alpenaster. Um viertel nach ein Uhr stellen wir am Rastplatz, gerade neben dem
Fähnerenspitz, den Rucksack ab: Ziel erreicht! Unser munteres Wandergrüppli ist heute etwas kleiner
und umfasst zwei Kolleginnen und acht Kollegen. Evelyn hat, weil ihr Hans gerade einen runden
Geburtstag feierte, feinen Rhabarberkuchen gebacken und mitgebracht. So wird unser Picknick sogar
mit einem Dessert versüsst.
Auf dem Gipfel gewinnen abwechselnd Sonne und Wolken die Oberhand. Der Blick in den Alpstein
bleibt verhangen. Beim Abstieg setzt sich aber Sonnenschein durch und öffnet die Sicht ins Rheintal
bis nach Bregenz und zum Bodensee. In Einerkolonne folgen wir dem Wanderweg durch hohe, nasse
Wiesen über aufgeweichten Boden. Zum Heuen wäre dringend trockenes Wetter zu wünschen.
In Steinegg endet eigentlich unsere Wandertour. Auf die Frage von Fredi: „Möged er no de Sittere no
uf Appezäll füre laufe?“ gibt es keine Gegenstimme (eine Enthaltung). Das wird bei blauem Himmel in die Tat
umgesetzt. Nur noch eine grosse Anzeigetafel verleitet zum Anhalten: Am 8. September 2024 findet
hier das 125 Jahre Jubiläums-Schwingfest statt.
Nach dem Spaziergang durch das Dorf, das einem wie ein Schmucktrückli vorkommt, geht es zur
Einkehr, bis wir wieder mit der Appenzeller Bahn die Heimreise antreten. Fredi danken wir herzlich
für die umsichtige Organisation dieser abwechslungsreichen Wanderung. Und wir bestätigen jetzt:
„Noch em Räge schint Sunne“.
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